Wie sicher ist die IT in Deutschland? Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik warnt vor erhöhter Bedrohungslage. Es gibt immer mehr Schwachstellen – vor allem die Verwaltung, Logistik und Finanz-Sektoren werden angegriffen.
Das ist die weniger glänzende Seite der Medaille Digitalisierung: Natürlich werden Arbeitsschritte erleichtert, Systeme ausgefeilter und die gesamte Wirtschaft angetrieben, aber mit der fortschreitenden Digitalisierung wächst auch die Angriffsfläche. Denn nicht nur die Unternehmen beschäftigen sich mit diesem Thema, sondern auch die Angreifer selbst werden immer professioneller.
Aus diesem Grund ist es von absoluter Notwendigkeit, dass sich die einzelnen Industriezweige mit dem Thema Cybersicherheit beschäftigen. Und als eines der Top-Angriffsziele ist der Logistiksektor besonders betroffen.
Cyberangriffe in der Realität
Viele reden über Cybersicherheit und -angriffe, doch können sich oftmals schwer vorstellen, wie dies in der Praxis aussieht. Was genau geschieht bei einer Attacke und mit welchen Folgen muss man rechnen, wenn man diese nicht abwehren kann und möglicherweise nicht passend vorbereitet ist?
Die Cyberattacke auf die Reederei Maersk im Juni 2017 beantwortet diese Fragen. Maersk wurde durch die Schadsoftware NotPetya angegriffen und ging deswegen für 10 Tage offline. Als eine der größten Reedereien weltweit hatte das unglaubliche Folgen: Jeder Mitarbeiter musste für diese Zeit mit Papier und Stift arbeiten. Doch die Aufräumarbeiten – wenn man sie so nennen darf – waren weitaus gravierender. 2.500 Programme mussten neu aufgesetzt werden, ein Prozess, der im Normalbetrieb sechs Monate dauert. Insgesamt bewirkte dieser Angriff mehrere hundert Millionen Dollar an Schaden. Der Vorsitzende von Maersk warnt andere Unternehmen im Nachhinein vor Naivität, wenn es um Cybersicherheit geht.
Herausforderungen und Bedrohungen
Zum einen gibt es Herausforderungen, die die Industrie als Ganzes angehen, zum anderen gibt es auch Bedrohungen, die spezifisch für die Logistik gefährlich sind. Als allgemeiner Trend macht sich bemerkbar, dass der Mittelstand sich selbst nicht als Ziel sieht und deswegen in Sachen Cybersicherheit nicht genügend unternimmt. Das ist jedoch eine falsche Vermutung. Gerade mittelständische Unternehmen geraten ins Visier der Hacker: Weil sie sich nicht gut genug schützen und sie so auch als Tor für größere Unternehmen dienen. In der vernetzten Welt bedeutet nämlich der Angriff auf einen Partner auch gleichzeitig, dass man selbst angreifbar gemacht wurde. Diese Vernetzung macht Logistikunternehmen verwundbar. Schwachstellen in der Lieferkette sind gravierend – so kann der Zulieferer zum Einfallstor für Kriminalität werden.
Diese Schwachstellen vieler Unternehmen sind eine Herausforderung, denn sie werden meist nicht als solche identifiziert. Firewalls und Sicherheitssoftware gehören oftmals schon zum Alltag. Doch eine Komponente, die selten angegangen wird, ist die Menschliche. Uninformierte Mitarbeiter sind eine enorme Sicherheitslücke. Genauso können die vorhandenen Sicherheitsprogramme nur wirken, wenn sie auch auf dem neuesten Stand sind. Dieser Aktualisierung wird oft nicht die notwendige Wichtigkeit zugesprochen.
Die Arten und Vorgehen der Angriffe sind vielfältig und entwickeln sich stetig weiter. Genau das macht Cybersecurity zu einem komplexen Thema. Doch das Ziel der Attacken, Datendiebstahl und Wirtschaftsspionage, sind Bedrohungen, die unbedingt eingedämmt werden müssen.
Auswirkungen von Cyberangriffen
Wenn Angreifer über die genannten Schwachstellen Zugriff auf das Unternehmen bekommen, hat das verheerende Folgen: Die Lieferkette ist unterbrochen. Andere Glieder wollen sich selbst schützen und die Prozesse können ohne den Online-Zugang nicht mehr arbeiten. Das hat finanzielle Verluste zur Folge. Aber vielleicht noch schlimmer ist das darauffolgende Imageproblem. Auch wenn der Angriff überwunden ist und in Cybersecurity investiert wurde, hat ein Unternehmen im Nachgang mit dem Schaden am Image zu kämpfen.
Das Vertrauen der Partner und Kunden muss erst wieder hart erkämpft werden, wenn es einmal verloren ist. Darüber hinaus kann ein Cyberangriff auch gesetzliche Auswirkungen haben. War alles DSGVO-konform? Wie ist man mit den Daten der Kunden umgegangen? Alles in allem sind die Auswirkungen eines Cyberangriffs nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und deswegen sollte dieser im Idealfall schon im Voraus abgewehrt werden. Doch wie?
Lösungsansätze und Best Practices
Zu den absoluten Basics in der Cybersecurity gehört die passende Software: Bei Firewall und Co. darf nicht gespart werden. Aber nicht nur die Implementierung ist wichtig, auch die konstante Aktualisierung der Systeme. Das Motto ist hier: Immer up-to-date bleiben. Wer sich in diesem Bereich nicht auskennt, kann auch Cybersecurity-Experten zu Rate ziehen. Diese Zusammenarbeit stellt sicher, dass Anfängerfehler vermieden, in die richtige Software investiert und die elementaren Schritte gegangen werden. Gemeinsam mit diesen Experten lohnt es sich auch einen Notfallplan zu erstellen. Egal wie gut ein Unternehmen aufgestellt ist, Unfälle können immer geschehen. Deswegen muss im Notfall ein Plan bestehen, nach dem gehandelt werden kann. Das geht vom Ausarbeiten des idealen Vorgehens bis hin zu wiederholten Übungen des Ernstfalls. Hier können Unternehmen schon im Vorhinein vieles steuern.
Doch die wichtigste Sicherheitslücke muss auch geschlossen werden: Uninformierte Mitarbeiter. Zum einen können Schulungen in regelmäßigen Abständen helfen. Aber auch dazwischen muss das Bewusstsein immer wieder gestärkt werden. Cybersicherheit darf kein komplexes Thema sein, das nur die IT-Abteilung etwas angeht. Es gilt, alle Mitarbeiter über die verschiedenen Taktiken der Angreifer aufzuklären, diese bewusst zu zeigen und somit Unwissen aus dem Weg zu schaffen.
Fazit: Cybersicherheit geht alle etwas an
Cybersecurity in der Logistik ist ein wichtiges Thema, denn mit der steigenden Digitalisierung machen sich Unternehmen zunehmend angreifbarer. Doch Informationsfluss und Aufklärung helfen, sich auf mögliche Angriffe vorzubereiten. Jedes Unternehmen muss die eigenen Sicherheitslücken suchen, identifizieren und beseitigen. Doch niemand ist in dieser Fragestellung allein. Es gibt Experten,
aber man kann genauso auf das Partnernetz zugreifen – sollte man tatsächlich auch, da so auch Schwachstellen in der Lieferkette identifiziert werden.