E-Mobilität: Nachhaltiger Transport auf der letzten Meile
Nachhaltigkeit ist ein fester Bestandteil des gesellschaftlichen Diskurses geworden. Vor allem der Onlinehandel steht dabei häufig in der Kritik. Umso mehr Grund für Retailer nachhaltige Konzepte, die sich auf alle Bereiche des Onlinehandels erstrecken, umzusetzen. Dazu gehört vor allem die Logistik. Sie ist bisher ein noch deutlich unterschätzter Faktor, obwohl sie viel Spielraum bietet.
Nachhaltiger Transport mit E-Fahrzeugen – die Praxis
In vielen Städten und Gemeinden fahren sie bereits Päckchen und Pakete aus: E-Transporter. Die Deutsche Post ist dabei wohl bisher der bekannteste und größte Carrier, der die Elektromobilität für einen nachhaltigen Versand auf der letzten Meile vorantreibt. Neben DHL sind auch regionale Zusteller – aus dem Onlinehandel, aber auch anderen Bereichen wie der Gastronomie oder dem Verlagswesen – bereits elektrisch auf deutschen Straßen unterwegs. So etwa in Baden-Württemberg, wo die E-Mobilität im Liefergeschäft Zustellern eine schnellere und flexiblere Zustellung ermöglicht. Und auch andere Versanddienstleister ziehen in puncto nachhaltiger Transport nach. Hermes etwa hat 2020 seine Hamburger E-Flotte ausgebaut. Gleiches gilt auch für UPS. Ehemalige Diesel-Fahrzeuge wurden hier für die Flotten in Bielefeld, Frankfurt, Hannover und Nürnberg auf Elektro- und Hybridantrieb umgerüstet.
Vorteile von E-Mobilität auf der letzten Meile
Das Umdenken beim Transport von Sendungen fußt auf diversen Vorteilen für Unternehmen, Mensch und Umwelt. Einerseits gehen immer mehr Städte dazu über, Dieselfahrzeuge zunehmend im Stadtverkehr zu reglementieren. Die Umweltzonen werden ausgeweitet. Das bringt auch Zusteller in Zugzwang. Außerdem nimmt der gesellschaftliche Druck immer weiter zu. Kunden fordern einen nachhaltigen Versand. Onlinehändler sollten dem heute zwingend gerecht werden, um die Kundenzufriedenheit weiter zu steigern. Damit suchen sie letztlich auch Möglichkeiten, Sendungen nachhaltig zu verschicken. Zusteller, die die E-Mobilität für ihre Flotten nutzen, bedienen die neuen Anforderungen von Kunden und Onlinehändlern.
In Studien zeigt sich zudem: E-Mobilität auf der letzten Meile lohnt sich bereits heute. Das Fraunhofer ILM stellt verschiedene Einsatzbereiche von E-Fahrzeugen in der Praxis vor und kommt zu dem Ergebnis, dass E-Flotten die Logistik nachhaltiger machen können und Unternehmen gleichzeitig eine Kostenersparnis bringen. Sie sparen nicht nur Emissionen ein und unterstützen damit die Nachhaltigkeit im Onlinehandel, sondern können auch zwischen 30% und 60% der Kosten gegenüber dem klassischen Diesel-Transport einsparen. In letzter Konsequenz kann sich das langfristig positiv auf die Versandkosten für Onlinehändler auswirken.
Bei der Zustellung selbst zeigen sich weitere Vorteile: Viele Fahrzeuge wie E-Bikes oder kleinere E-Autos sind im Stadtgebiet wesentlich flexibler einsetzbar. Sie sind in der Regel kleiner und damit besser an urbane Umgebungen angepasst. Eine Zustellung kann so schneller erfolgen, was Lieferzeiten verkürzt.
(Bild: Hermes Germany)
Alternative Zustellung via Drohne und Packstationen
Die Zustellung per Drohne wurde bereits viel diskutiert, vor allem für Lieferungen in schwer zugängliche Gebiete. Die DHL hatte selbst das Projekt „Paketkopter” ins Leben gerufen. Allerdings wurde der „Paketkopter” der DHL im August 2021 wieder eingestellt. Die Zustellung per Drohne scheint vorerst nicht weiter vorangetrieben zu werden – zumindest in Deutschland. Einer der Gründe dürften auch die strengen Regeln der Drohnenverordnung sein. Hinzu kommt: Deutsche Verbraucher sind gegenüber der Drohnenlieferung weiter sehr skeptisch, wie eine Statista-Umfrage bestätigt. Nur ein Viertel der Verbraucher ist der Meinung, dass Drohnen für die Auslieferung von Konsumgütern und Produkten eingesetzt werden sollten. Ob sich die Einstellung in Zukunft im Zuge der Nachhaltigkeit ändert und ob Drohnen in Deutschland doch noch für den Versand zum Einsatz kommen, bleibt weiter abzuwarten.
Anders sieht es bei der Nutzung von Packstationen aus. In den vergangenen Jahren hat die DHL ihr Angebot an Packstationen deutlich erhöht und plant den Ausbau weiter zu verstärken. Bis 2023 sollen bundesweit mindesten 12.000 Packstationen verfügbar sein. Der Grund: Immer mehr Kunden nutzen die flexible Abholung ihrer Sendungen. Auch Amazon hat die Anzahl seiner Locker stetig erhöht. In Zukunft werden Packstationen also auch weiter an Bedeutung gewinnen, um Kunden eine flexiblere Lieferung zu bieten.
Wie müssen sich Zusteller und Händler künftig aufstellen?
Die fortschreitende Urbanisierung und zunehmende Diesel-Einschränkungen werden Zusteller künftig noch mehr fordern. Sie brauchen neue Konzepte, die die Umwelt schonen und gleichzeitig den gewohnten Service für Händler und Kunden bereitstellen. Ein nachhaltiger Transport benötigt dabei eine Flotte, die auf erneuerbare Energie setzt. E- und Hybrid-Fahrzeuge sind ein wichtiger Aspekt für die nachhaltige Zustellung der Zukunft. Darüber hinaus sollten Last-Mile-Carrier das Thema Verkehr generell neu betrachten. Anstatt ausschließlich auf neue Fahrzeuge zu setzen, ist der Ausbau von Packstationen ein wichtiges Tool, um Umwelt und Städte künftig vom Verkehr zu entlasten.
Onlinehändler wiederum sollten nachhaltige Transportmöglichkeiten bei der Auswahl des Versanddienstleisters berücksichtigen. Welche Optionen bieten Zusteller für den Versand? Gibt es E-Flotten oder Packstationen? Und wie können Kunden einen nachhaltigeren Versand während des Checkout-Prozesses auswählen? Händler, die Zusteller mit nachhaltigen Transport-Konzepten einsetzen, können bei ihren Kunden künftig mit mehr Nachhaltigkeit im Onlinehandel überzeugen und damit ihre Conversions erhöhen.
Fazit: E-Mobilität als wichtiger Faktor beim Versand
Bei der steigenden Zahl an Sendungen und damit auch LKWs auf den Straßen wird E-Mobilität in Zukunft ein bestimmendes Thema sein. Händler sollten somit bereits jetzt auf die richtigen Zusteller setzen, die auch für die neuen Anforderungen beim Transport aufgestellt sind. Der Wandel in der Logistik geht weiter. Und das schließt die letzte Meile mit ein. Emissionen vermeiden, alternative Energie nutzen – das gehört zwingend zu einem nachhaltigen Konzept für den Onlinehandel dazu. Am Ende profitieren Endkunden und Planet gleichermaßen von einem schnellen, sauberen Versand.